Vegetarier, Veganer, Flexitarier – Hilfe, was kann ich denn noch kochen?

Ich biss mir auf die Lippe als ich die Online-Umfrage an meinem Notebook erstellte. Nicht vor Anstrengung, sondern vor Konzentration. Wie fragt man denn sowas? Ist das unhöflich? Ist das arrogant oder diskriminierend?

Ich meine, es ist heutzutage echt nicht einfach es den Leuten recht zu machen. Manchmal trifft man auch einen Nerv. Diese ganzen Persönlichkeits- und Erfahrungstypen … die dann auch noch so spezielle Einstellungen und Gewohnheiten haben. Ich weiß nicht, ob das nur ein Trend ist, aber diese Selbstoptimierung hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Dabei meine ich nicht die Selbstreflexion oder das Erreichen von Zielen. Nein, es geht tatsächlich um das Abheben von der Masse – beruflich, privat und individuell. Höher, schneller, leistungsfähiger.

Meine Finger sprinten über die Tastatur: Ich lade euch herzlich zur Grillparty ein. Bitte teilt mir eure Ernährungsform, eure Unverträglichkeit oder Abneigung mit.

Ich schicke den Link in die Gruppe „Geilste Truppe der Welt veranstaltet Grillparty“.

Du findest diese Umfrage lächerlich? Ha. Ha. Das glaub mal. Was machst du als Gastgeber? Richtig. Deine Gäste glücklich machen. Als Gastgeber darfst du immer vorbereitet sein. Sei dir sicher, die kommenden Tipps retten deine nächste Party!

Was soll ich sagen – meine Gäste sind zwischen Mitte 20 und 40 Jahren und haben unterschiedliche Erfahrungen im Leben gemacht. Die Ansichten zum Leben und ihren Essgewohnheiten sind teilweise geprägt durch die eigene Kindheit, durch die Umgebung wie Freunde und Bekannte oder auch durch die eigene Elternschaft. Unter diesen Gästen befinden sich bekennende Veganer und Vegetarier. Die einen aus gesundheitlichen Gründen, die anderen dem Tierwohl wegen. Dann gibt es noch Histamin- und Glutenintoleranz und eine übervorsorgliche Freundin, die ihren Kindern keinen Zucker und kein Weißmehl zumutet. Neben den bekennenden Fleischessern, die Witze über Pflanzenfresser machen und dabei ihre Wampe streicheln, gibt es auch noch die Rohköstler und die Ketaner. Die letzten beiden Gruppen haben es bei der Auswahl an Komplettmahlzeiten sehr schwer. Da Röhköstler ihr Essen niemals so erhitzen dürfen wie normal. Ketaner wiederum haben es mit den Kohlenhydraten nicht so leicht. Hier sollte eine bestimmte Gramm-Zahl pro Tag unterschritten werden. Das schließt oft gewöhnliche Getreideprodukte und einige Gemüse- und Obstsorten sofort aus. Am liebsten sind mir die Flexitarier, die essen nur hin und wieder Fleisch und tierische Produkte und wenn dann meistens in Bioqualität. Und diese Gruppe ist enorm anpassungsfähig und flexibel eben – sie beschwert sich selten über das was auf dem Buffet-Tisch ist.

Überblick

Damit du weißt, was du für die einzelnen Gruppen zur Grillparty bereitstellen kannst, hier ein paar Regeln:

Ketaner

  • Begrenzung der Kohlenhydrataufnahme auf unter 50 Gramm pro Tag
  • Hoher Fettgehalt in der Ernährung (70-80% der Kalorien)
  • Moderate Proteinzufuhr (10-20% der Kalorien)
  • Ideen fürs Buffet: gegrilltes Fleisch wie Steak, Hühnchen, Schweinefleisch, Lamm oder Rindfleisch ohne zuckerhaltige Marinade, gegrilltes Gemüse, wie zum Beispiel Zucchini, Auberginen, Paprika, Spargel oder Pilze ohne zuckerhaltige Dressings, verschiedene Salate, wie zum Beispiel grüne Salate oder Gurkensalat ohne Zucker, Dressing: Olivenöl, Essig, Hummus, Guacamole, Salsa, Snacks, wie Nüsse und Käse

Veganer

  • Keine tierischen Produkte in der Ernährung (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier, Honig etc.)
  • Verwendung von pflanzlichen Proteinquellen wie Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, Nüssen und Samen
  • Bedarf an Nährstoffen wie Vitamin B12, Eisen, Kalzium und Omega-3-Fettsäuren muss durch Supplemente oder spezielle Nahrungsmittel gedeckt werden
  • Ideen fürs Buffet: Gegrilltes Gemüse, wie Zucchini, Auberginen, Paprika, Spargel oder Pilze., Vegane Burger-Patties oder Tofu-Spieße, Vegane Würstchen oder veganes Grillgut, Maiskolben ohne Butter oder Milchprodukte, Vegane Dips und Saucen, wie zum Beispiel Guacamole, Hummus oder Salsa, Salate, wie zum Beispiel grüne Salate, Tomatensalat oder Kartoffelsalat (ohne Mayonnaise oder Eier), Fruchtspieße oder gegrillte Ananas als Dessert-Option, Zartbitterschokolade, Baked-Beans, Backkartoffel mit Soja-Kräuterquark.

Vegetarier

  • Verzicht auf Fleisch und Fisch, aber Verzehr von Milchprodukten und Eiern
  • Verwendung von pflanzlichen Proteinquellen wie Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, Nüssen und Samen
  • Bedarf an Nährstoffen wie Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren kann über Eier und Milchprodukte gedeckt werden
  • Ideen fürs Grillbuffet: die Lebensmittel, die Veganer essen, können hier ebenfalls aufgeführt werden. Zusätzlich sind Kräuterquark, Zaziki und Eiersalat möglich. Aber auch Grillkäse und Käsespiesse.

Flexitarier

  • Verzehr von Fleisch und Fisch in begrenztem Umfang oder in bestimmten Situationen
  • Fokus auf pflanzlicher Ernährung, insbesondere bei Hauptmahlzeiten
  • Verwendung von pflanzlichen Proteinquellen wie Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, Nüssen und Samen
  • Ideen fürs Grillbuffet: diese Gruppe bevorzugt vegane und vegetarische Produkte, kann aber auch Fleischprodukte essen. Das ist situationsabhängig.

Rohköstler

  • Verzehr von unverarbeiteten und ungekochten Lebensmitteln
  • Verzicht auf tierische Produkte sowie auf verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Koffein
  • Fokus auf Obst, Gemüse, Nüsse und
  • Samen als Hauptnahrungsquelle.
  • Erhitzen der Produkte auf maximal 48 Grad Cesius
  • Ideen fürs Grillfest: absolute Herausforderung für den Grill wegen der Hitze, Gegrilltes Gemüse, wie Zucchini, Auberginen, Paprika, Spargel oder Pilze (in Rohkostqualität), Rohkost-Salate, wie zum Beispiel Gurken-Tomatensalat oder Krautsalat, Frische Früchte, wie Ananas, Mango oder Wassermelone, Rohkost-Dips und Saucen, wie zum Beispiel Guacamole oder Salsa, Nüsse und Samen als Snack-Option, Rohkost-Smoothies oder frisch gepresste Säfte als erfrischende Getränke-Option

Fleischesser

Die Fleischesser bevorzugen oft eine bestimmte Sorte von Tier. Oft geht es nach Geschmack, manchmal auch nach Kalorien oder (eventueller) Gesundheitseffekt. So bevorzugen Frauen meist Geflügel und Käse, während Kinder Würstchen bevorzugen. Männer sind oft dem Steak, Ribs oder Würstchen angetan. Hier liegt es oft an der Marinade, der Zubereitung oder auch der Qualität. Der Beilagenanteil ist nicht selten sehr klein (das ist aber sehr individuell).

Unverträglichkeiten

Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben sich Umwelt und Lebensmittel sowie deren Produktion massiv geändert. Im Vergleich zu den letzten 20 Jahren sogar erheblich. Wie es evolutionär nun mal ist, gibt es bei der Anpassung an Lebenszustände des Menschen immer Probleme – bei der Verdauung ist es wohl am schlimmsten. Hier kommt es bei sensitiven Menschen eben zu Störungen und Unverträglichkeiten bei der Verwendung ganz spezifischer Lebensmittel. Anders als die obigen Aufzählungen ist das keine freiwillige Entscheidung, sondern ist mit Schmerzen oder anderen gesundheitlichen Beschwerden verbunden, die durch den Ausschluss eben minimiert oder verhindert werden können. Hier sind die häufigsten Unverträglichkeiten und wie du das auf einem Grillfest für deine betroffenen Gäste lösen könntest:

1. Glutenunverträglichkeit

Hier gibt es Schäden an der Dünndarmschleimhaut, die langfristig zu ernährungsbedingten Mangelerscheinungen führen können.

Beschwerden: Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsstörungen, Hautausschläge, Juckreiz oder Ekzeme

Ideen fürs Buffet

  • Glutenfreie Burger oder Grillwürstchen aus Fleisch, Fisch oder pflanzlichen Alternativen wie Tofu oder Tempeh
  • Salate ohne Croutons oder Dressings mit Weizenmehl
  • Glutenfreies Brot oder Brötchen zum Belegen der Burger
  • Gemüse-Spieße ohne Marinade auf Basis von Sojasauce oder Weizen

2. Laktoseintoleranz

Laktose wird im Darm nicht oder nur teilweise abgebaut, was zu einer erhöhten Gasbildung und Verdauungsbeschwerden führt. Milchzucker kann auch in versteckter Form in vielen verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen. Milchprodukte müssen oft durch laktosefreie Alternativen ersetzt werden, um Beschwerden zu vermeiden.

Beschwerden: Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Übelkeit nach dem Verzehr von Milchprodukten

Ideen fürs Buffet

  • Laktosefreie Milch oder Käse für die Zubereitung von Dips oder Saucen
  • Pflanzliche Milchalternativen wie Mandel- oder Hafermilch für Getränke oder Smoothies
  • Fleisch- oder Fischgerichte ohne Sahne- oder Käsesoßen
  • Frische Salate mit Dressings auf Basis von Essig und Öl

3. Fruktosemalabsorption

Fruktose kann im Darm nicht vollständig abgebaut werden und führt zu erhöhter Gasbildung und Verdauungsproblemen. Viele Obst- und Gemüsesorten sowie verarbeitete Lebensmittel enthalten Fructose in unterschiedlicher Konzentration. Fruktosemalabsorption erfordert oft eine individuelle Ernährungsumstellung, um Beschwerden zu vermeiden

Beschwerden: Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung nach dem Verzehr von fructosehaltigen Lebensmitteln

Ideen fürs Buffet

  • Gemüse-Spieße mit Zucchini, Paprika, Champignons und Tomaten
  • Salate mit wenig oder keinem Obst und Dressings auf Basis von Essig und Öl
  • Gegrilltes Fleisch oder Fisch ohne süße Marinaden oder BBQ-Saucen
  • Dips und Saucen auf Basis von Kräutern und Gewürzen ohne zugesetzten Zucker

4. Histaminintoleranz

Histamin kann in vielen verarbeiteten Lebensmitteln, alkoholischen Getränken und einigen Obst- und Gemüsesorten vorkommen. Histaminintoleranz erfordert oft eine individuelle Ernährungsumstellung und eine Vermeidung histaminhaltiger Lebensmittel.

Beschwerden: Hautrötungen, Juckreiz, Schwellungen oder Hautausschläge nach dem Verzehr von histaminhaltigen Lebensmitteln, Kopfschmerzen, Migräne oder Schwindel, Verdauungsprobleme wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung

Ideen fürs Buffet

  • Frisch gegrilltes Fleisch oder Fisch ohne lange Marinadezeit
  • Gemüse-Spieße mit Gemüse mit niedrigem Histamingehalt wie Zucchini, Paprika oder Karotten
  • Dips und Saucen ohne Essig oder Tomatenmark, die den Histamin-Gehalt erhöhen können
  • Desserts ohne Schokolade oder Nüsse, die auch histaminreich sein können

Ein Menü, das alle Geschmäcker trifft

Um es so einfach wie möglich zu gestalten, sucht man sich ein Menü, das die breite Masse essen kann. Damit sparst du dir Arbeit und hungrige Bäuche.

Wie wäre es damit?

  1. Gemüsespieße mit Zucchini, Paprika, Champignons, Tomaten und Zwiebeln (vegan, ketan)
  2. Lachsfilet vom Grill mit Zitronenbutter (ketan)
  3. Maiskolben (vegan, ketan)
  4. Hähnchen- und Tofuspieße mit Paprika und Zwiebeln (laktosefrei, glutenfrei)
  5. Salat aus gegrilltem Gemüse mit Olivenöl und Balsamico (vegan, ketan, glutenfrei)
  6. Süßkartoffelspieße mit roter Zwiebel und Thymian (vegan, ketan)
  7. Glutenfreie und laktosefreie Würstchen (glutenfrei, laktosefrei)
  8. Kartoffelsalat mit veganer Mayo (vegan, glutenfrei)
  9. Gegrillte Ananas mit Minze und Limettensaft (vegan, ketan, histaminarm)
  10. Obstsalat mit Trauben, Erdbeeren, Bananen und Melone (vegan, ketan, histaminarm, fruktosearm)
  11. Laktosefreie oder vegane Käsespieße
  12. Glutenfreies Baguette

Stelle sicher, dass alles separat aufbewahrt und gekennzeichnet ist. Das spart dir viele Nachfragen.

Zu guter Letzt: damit du wirklich überhaupt keine Mühe hast, mach’ eine Mitbringparty daraus. Deine Gäste werden definitiv leckeres Essen mitbringen. Dieses erspart dir das Kochen oder minimiert den Aufwand. Mach über eine Messenger-Gruppe eine Frage und jeder listet auf, was er mitbringt. Du kannst aber auch benennen, was gebraucht wird. Außerdem findet man so ganz leicht Zugang zu neuen Geschmäckern und Rezepten.

Guten Appetit!

Ich berate dich dazu oder zu anderen Gesundheitsthemen sehr gerne!

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