Unverträglichkeiten gab es schon immer

Ich schlendere durch den Kuchenbasar, der kleinen dörflichen Grundschule. Aufgeregtes Treiben, Krümmelmonster auf den Armen von Oma und Opa. Ein Zweitklässler drängelt sich an mir vorbei und bleibt vor einem reichlich gedecktem Tisch stehen. Muffins, Torten, Biskuitrolle, Buttercreme, Donuts und Co. Mein Herz hüpfte bei dem zuckrigen Anblick. Der Junge ließ die Schultern hängen.

„Kannst du dich nicht entscheiden?“, fragte ich ihn und legte meine Hand auf seinen Arm. Er schaute auf. „Es ist kein Kuchen für mich dabei!“ Verständnisvoll nickte ich ihm zu und wandte meinem Blick zu dem Paradies aus Fett, Zucker und Mehl. „Was verträgst du denn nicht?“, fragte ich ihn.

„Getreide.“, antwortete er kurz.

„Gluten?“

„Ja. Und Milch.“

„Ist wohl heute dein Glückstag! Der Zebrakuchen dahinten in der Ecke ist von mir – der ist vegan und glutenfrei.“

Der Junge wandte sich um und musste sich wirklich anstrengen, den Schokokuchen hinter den bunten Torten zu erkennen. Vermutlich war die Kennzeichnung vegan schon ein Treffer für den Posten „Außenseiter“.

Der Junge strahlte übers ganze Gesicht, als er mit dem Stück Kuchen auf dem Teller an mir vorbei ging.

Ich überlegte, ob in meiner Kindheit schon Unverträglichkeiten so auffällig oft waren und fand in meiner Erinnerung nur eine Zöliakie-Mitschülerin in der Grundschule und meine laktoseintolerante Schwester.

Ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob diese Unverträglichkeiten jetzt gehäufter auftraten … also recherchierte ich … und fand Erstaunliches heraus.

Was sind Nahrungsmittel-unverträglichkeiten?

Immer mehr Menschen berichten davon, dass sie nach dem Verzehr oder Konsum von bestimmten Lebensmitteln Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Sodbrennen oder Verstopfung bekommen. Das können ganz unterschiedliche Lebensmittel sein:

  • Milchprodukte
  • Getreideprodukte
  • Kohlensäure
  • Zitrusfrüchte
  • Fleischprodukte
  • Kaffee
  • u.a.

Die Menschen gehen davon aus, dass dieses Phänomen ein neuzeitliches Problem ist, das mit der Entwicklung der modernen Landwirtschaft ausgebrochen ist. Doch es gibt tatsächlich Hinweise darauf, dass schon in der Vergangenheit Symptome nach dem Konsum von bestimmten Lebensmitteln auftauchten, z.B in der Antike. Menschen litten unter Durchfall. Hippokrates identifizierte die Milch als Auslöser.

Außerdem gab es archäologische Funde. 2015 wurden Überreste aus der Bronzezeit untersucht und man fand Hinweise auf Laktoseintoleranz.

Auch sind historische Diätristriktionen bekannt, z.B. kein Schweinefleisch zu essen. Es wird angenommen, dass diese Regelung aufgrund von Unverträglichkeiten oder Krankheitsrisiken in der Vergangenheit eingeführt wurde.

Unterschied von Allergie und Unverträglichkeit

Allergien und Unverträglichkeiten müssen dringend unterschieden werden, da bestimmte Substanzen unterschiedliche Reaktionen des Körpers auslösen können.

Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf normalerweise harmlose Substanzen, die als Allergene bezeichnet werden. Das Immunsystem erkennt das Allergen fälschlicherweise als Bedrohung und reagiert darauf, indem es eine Immunantwort auslöst. Bei einer Unverträglichkeit hingegen ist das Immunsystem nicht direkt beteiligt. Die Symptome einer Unverträglichkeit resultieren aus einer anderen Art, z.B. gestörte Verdauung. Bei einer Allergie treten die Symptome normalerweise innerhalb von Minuten bis Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Die Reaktion kann akut und lebensbedrohlich sein, wie im Falle einer schweren Anaphylaxie. Im Gegensatz dazu können die Symptome einer Unverträglichkeit langsamer auftreten und erst Stunden oder sogar Tage nach der Aufnahme des Auslösers auftreten. Allergische Reaktionen können von milden Symptomen wie Hautausschlag, Juckreiz oder verstopfter Nase bis hin zu schwerwiegenden lebensbedrohlichen Reaktionen reichen. Unverträglichkeiten führen in der Regel zu weniger schweren Symptomen wie Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Sie sind normalerweise nicht lebensbedrohlich, obwohl sie erhebliche Unannehmlichkeiten verursachen können. Am besten ist es bei Unsicherheiten Allergien abklären zu lassen.

Gibt es heute mehr Unverträglichkeiten als früher?

Diese Frage kann man pauschal nicht beantworten, da das Gesundheitswissen und auch das Gesundheitsbewusstsein sich in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten deutlich unterscheiden. Bekannt ist, dass es Unverträglichkeiten gab, aber, ob die Summe geringer oder größer war, ist nicht zu beweisen, da es keine Statistik gibt. Da heute die Kommunikation und die Forschung deutlich schneller und weitläufiger sind, ist natürlich ein Austausch von Informationen weltweit möglich. Dadurch mag die Fülle an Unverträglichkeiten hoch sein, was die subjektive Relativität beeinflusst.

Aufgrund der Umweltbelastungen, der veränderten Landwirtschaft, der veränderten Leben- und Ernährungsweisen und der Fülle an belasteten und verarbeiten Lebensmitteln, ist die zunehmende Menge an Störbildern erklärbar. Unser Essen ist schon lange nicht mehr so wie es im Ursprung war. Ein Beispiel ist Weizen, welches nicht mehr die Nährstoffe und Mineralien enthält wie früher. Dadurch gehört Weizen mittlerweile zu den „ungesunden“ Lebensmitteln und zu denen mit dem höchsten Allergie- oder Unverträglichkeitspotenzial. Milch war schon immer potenziell „symptomauslösend“, was sich auch heute nicht geändert hat.

Unverträglichkeiten als Chance nutzen

Mit einer Unverträglichkeit gibt dir dein Darm ein Zeichen für Störungen im System. Meistens liegt es nämlich an einem beschädigten Darmmikrobiom, welches die Lebensmittelbestandteile nicht ordentlich aufspalten kann. Dies kann zum Beispiel durch verschiedene Dinge passiert sein:

– ungenügend Ballaststoffe gegessen

– Antibiotika, Medikamente, Die Pille

– Alkohol, Zigaretten, Rauschgift, Zucker

– Fast Food

– Erkrankungen

– zu wenig getrunken

– einseitige Ernährung

– missachtender Lifestyle

Oft gibt es Unverträglichkeiten für Lebensmittel, die sowieso nicht gut für dich sind. Dies ist ein Zeichen seine Ernährung einmal komplett zu überprüfen und anzupassen.

Ist die Ernährung ausgewogen, kann die Ursache auch im Außen liegen (Stress, Toxine, Medikamente). Auch hier gilt es sensibel mit dem Thema zu sein und Lösungen zu finden. In jedem Fall solltest du eine Unverträglichkeit ganzheitlich betrachten, da es niemals NUR DEN einen Grund gibt, weshalb du gerade etwas nicht verträgst.

Quellen

https://cordis.europa.eu/article/id/27214-research-identifies-lactose-intolerance-among-early-europeans/de

https://www.nahrungsmittel-intoleranz.com/laktoseintoleranz-weltweite-verteilung/

https://www.molkerei-weihenstephan.de/milch-blog/geschichte-der-milch-eine-10000-jahre-alte-erfolgsstory

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-9-2012/vorsicht-lebensmittelallergie

https://www.trillium.de/zeitschriften/trillium-immunologie/archiv/ausgaben-2018/heft-12018/aus-der-geschichte/geschichte-der-allergie.html

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