Selbstfürsorge ist nicht egoistisch – sie ist hormonell wirksam

In meinen Kopf rattere ich die To-Do-Liste des Tages herunter: Arbeiten von 7.00-14.30, Einkauf von Gemüse und Obst, Kind aus der Kita abholen 15.15 Uhr, Telefonat mit Finanzamt, Lesen üben mit Kind 2. Zum Abendbrot wurden sich Nudeln gewünscht, das passte gut zur Zeitstruktur.

Ich atmete tief ein und aus, einfach nur, um den noch gar nicht vorhandenen Stress schon einmal vorläufig wegzustreben. Ich drehte meine Schulter und merkte die Verspannung schmerzlich. Was würde ich nur für eine Massage geben? Mir fielen einzelne Haarsträhnen ins Gesicht. Was sag ich: Massage? Ach was: Frisör. Oder doch gleich Maniküre? Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Nicht, weil ich glücklich war oder, weil es so lustig war. Nein, es war dieses wirre Lächeln, ein Lächeln, das einem aufzeigte, dass irgendwas nicht stimmte und man nichts daran ändern konnte – oder doch?

Ein weit verbreitetes Missverständnis besteht darin, dass Selbstfürsorge als egoistisch angesehen wird. Viele Menschen, insbesondere Frauen, fühlen sich schuldig oder selbstsüchtig, wenn sie sich Zeit und Aufmerksamkeit für ihr eigenes Wohlbefinden nehmen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Selbstfürsorge ist ein essentieller Bestandteil eines gesunden Lebensstils und hat auch direkte Auswirkungen auf die Hormonbalance des weiblichen Körpers.

Die Hormonbalance spielt eine zentrale Rolle in vielen Aspekten des weiblichen Wohlbefindens, einschließlich der physischen und mentalen Gesundheit.

Hormone wie Östrogen, Progesteron und Testosteron beeinflussen den Menstruationszyklus, die Stimmung, den Schlaf und die Energielevels einer Frau. Wenn diese Hormone aus dem Gleichgewicht geraten, können verschiedene Probleme auftreten, wie zum Beispiel Menstruationsbeschwerden, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Erschöpfung.

Wichtigkeit von Selbstfürsorge

Die Selbstfürsorge spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Hormonbalance. Durch die Schaffung eines gesunden und ausgewogenen Lebensstils kann die Hormonregulation unterstützt werden. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Nährstoffen, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement sind wichtige Faktoren, die dazu beitragen, die Hormonbalance aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus kann Selbstfürsorge auch dabei helfen, die körperliche und emotionale Belastung zu reduzieren, die sich negativ auf die Hormonproduktion auswirken kann.

Ein wichtiger Aspekt der Selbstfürsorge ist die Priorisierung von Ruhe und Erholung. Ausreichender Schlaf und Pausen sind essenziell, um den Körper zu regenerieren und das Hormonsystem zu unterstützen. Schlafmangel und chronischer Stress können zu einer Dysregulation der Hormone führen. Indem man sich Zeit für Entspannung und Erholung nimmt, kann man die hormonelle Balance wiederherstellen und langfristige Gesundheitsprobleme vermeiden.

Die mentale Gesundheit ist ebenfalls eng mit der Hormonbalance verbunden. Stress, Angst und Depression können den Hormonhaushalt beeinflussen und zu Ungleichgewichten führen. Selbstfürsorge beinhaltet auch die Pflege der psychischen Gesundheit. Das kann durch Aktivitäten wie Meditation, Yoga, Tagebuchschreiben oder den Austausch mit vertrauten Personen erfolgen. Indem man seine eigenen Bedürfnisse erkennt und darauf achtet, kann man Stress reduzieren und das Wohlbefinden verbessern.

Tipps für den Alltag

1. Plane regelmäßig Zeit für Aktivitäten ein, die dir Freude bereiten und dir Energie geben. Das kann ein Hobby, ein Spaziergang in der Natur, Lesen oder ein entspannendes Bad sein.

2. Achte auf eine ausgewogene Ernährung, die reich an nährstoffreichen Lebensmitteln ist. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B und Magnesium, da sie zur Hormonregulation beitragen können.

3. Regelmäßige Bewegung hilft nicht nur dabei, Stress abzubauen, sondern kann auch die Hormonbalance unterstützen. Wähle eine Aktivität, die dir Spaß macht, sei es Yoga, Tanzen, Joggen oder Krafttraining.

4. Priorisiere ausreichenden und qualitativ hochwertigen Schlaf. Schaffe eine entspannende Schlafumgebung, halte regelmäßige Schlafenszeiten ein und reduziere vor dem Schlafengehen die Nutzung von Bildschirmen.

5. Lerne, deine eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Sage Nein, wenn du überlastet bist, und lerne, um Hilfe zu bitten, wenn du sie brauchst.

6. Sprich mit vertrauten Personen über deine Gefühle und Herausforderungen. Manchmal kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung durch einen Therapeuten oder Coach in Anspruch zu nehmen.

Selbstfürsorge ist keineswegs egoistisch, sondern stellt eine notwendige Voraussetzung für ein gesundes und erfülltes Leben dar. Finde Wege und Mittel, um dich selbst wieder zu priorisieren.

Quellen

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